Bevenrodeonline                                 

 28.11.2014       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wo nicht nur die Flöte ertönte...

Am vergangenen Mittwoch war es wieder so weit. Renate Balke erzählte Märchen, Volksmärchen, die auf Überlieferung  beruhen, und ein Kunstmärchen, bei dem ein Verfasser bekannt ist, zur Auflockerung, am Schluss. Und wie immer war die Waggumer, nicht Waggum'r, Bücherei rappelvoll, zumeist alte Kunden, die, einmal infiziert, immer wieder kommen. Es ist eine schöne Tradition dieser Einrichtung, von Ilse Fuhrmann moderiert,  zu Beginn der Adventszeit eine solche Veranstaltung durchzuführen, auch, weil hinterher noch Gelegenheit zum Gespräch mit Punsch oder Tee geboten wird. Aber die Hauptsache sind natürlich die Märchen. Und wenn sie so erzählt werden, nicht gelesen, wie Renate Balke es kann, dann ist es auch ein Fest für die Sinne. Und für die Imagination, wenn man sich vorstellt, wie die Figuren des Märchens in den jeweiligen Situationen agieren, was für Charaktere sie haben, immer unkompliziert und typengerecht, wie sie wohl ausgesehen haben mögen, usw..

Da gab es die Prinzessin, die vor lauter Langeweile etwas besitzen wollte, was dem Schweinehirten ihres Vaters gehörte. Diese Etwas konnte  "oh du lieber Augustin" spielen , das einzige Lied, das sie selber auch auf einem Instrument beherrschte, und den Preis, 10 Küsse, die der Schweinehirt, der in Wirklichkeit ein Prinz war, dafür verlangte, schließlich auch, sicher nicht unwillig,  bezahlte. Und in einer zweiten Runde unbedingt wissen wollte, was in den Kochtöpfen der Stadt am Tag gekocht würde, und dafür sogar 100 Küsse akzeptierte, aber nur 87 geben konnte, weil ihr Vater, der Kaiser, sie aus dem Palast warf. Und den Schweinehirten dazu.

Und einen Helden, der alle besiegt hatte und unsterblich werden wollte, aber dem extra für ihn angefertigten Instrument keinen Ton entlocken konnte, bis er, zur Selbsterkenntnis befähigt durch den Tod seiner Söhne bei einem Kampf , sein Tun in Frage stellen konnte.

Es sind immer einfache Wahrheiten, die in den Märchen thematisiert werden, und die uneingeschränkt heute noch gültig sind, allen Verstößen dagegen im Weltgeschehen zum Trotz.

Und da waren noch die Töne, die Renate Balke als Zwischenmusik den unterschiedlichsten Klangkörpern entlockte. Töne, die eine Atmosphäre zauberten, die einerseits den i-Punkt auf das gerade erzählte Märchen setzte  und andererseits die Spannung auf das nächste Märchen erzeugte.

Der große Applaus am Ende war hoch verdient. Ihre Kunst wird auch andernorts geschätzt, und sie wird vor Weihnachten noch ein Pensum zu bewältigen haben, bevor wieder Ruhe einkehrt. Gut, dass wir sie hier im Stadtnordosten haben.

K.N.